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Älpler-Beamte

Quelle: Festschrift 125 Jahre Aelplergesellschaft Buochs

 

Älpler-Beamte sind die auserkorenen Mitbürger der Gemeinde die an der Älplerversammlung gewählt werden und dann zu entscheiden haben, ob sie eine Älplerkilbi feiern sollen. In Buochs ist die Älplerkilbi nach alter Gepflogenheit am vierten Sonntag im Weinmonat. Die Aufstellung solcher Älpler-Beamtschaften entspringt nach Dr. Schwarz einerseits einem kollektiven Geltungsbedürfnis der Bevölkerung, anderseits aus den überlieferten Auszeichnungen der ehemaligen Reisläufer. Jakob Wyrsch vertritt die Meinung: Diese Einrichtung gibt dem jungen, eher scheuen Bergler jedenfalls Halt, mit dem er sich leichter getraut an die Öffentlichkeit zu treten. Gleichzeitig bietet sich ihm die Möglichkeit einer diskreten Brautwerbung und der Kontaktnahme mit den betreffenden Familien.

Ein weiteres Ursprungsmoment zur Aufstellung und Pflege solcher Beamtschaften liege in der Freude des Nidwaldner-Volkes am Spielerischen und Phantastischen sowie der Fähigkeit, sich zwischen Sein und Schein zu halten. Die Neigung zu bunter Festlichkeit, Schmuckfreude und starker Gemeinschaftsbildung liege aber auch im Temparament des Hirtenbauern überhaupt. Zudem mache sich auch die Auswirkung des katholischen Kultus mit seinen farbenfrohen Festen und Gottesdiensten bei solchen Anlässen geltend.

 

In unserer Zeit der Technik und der Alperschliessungen kann man kaum mehr von der Abgeschiedenheit der Alpen und der Älpler gesprochen werden. Es gibt genug Möglichkeiten zur Kontaktnahme. Gleichwohl sind auch heute noch viele einstige Beweggründe mindestens im Unterbewusstsein vorhanden und können oft willkommene Dienste leisten. In der Besetzung der Ämter und deren Rangordnung kommt auch die gesellschaftliche Stellung des Gewählten zum Ausdruck. Es gab und gibt heute noch Ämter, die eine gewisse Auszeichnung für den Gewählten bedeuten, andere, die mehr als gesellschaftliche Verpflichtung angesehen werden und solche, die gar nicht begehrt sind.

 

Viele traditionsbewusste Bauernfamilien betrachten es als eine besondere Ehre, wenn ihre ledigen Söhne als Vorsteller gewählt werden, weil sie dann als Fähnrich nachrücken und nach einem Jahr Unterbruch als Bannerherr dreimal bei den Älplern sein können. Nach einem ungeschriebenen Gesetz ist der erste Pfleger immer ein Bauer, der Zweite eine Persönlichkeit vom Dorf. Pfleger wird man in der Regel nur, wenn man bereits früher einmal ein anderes Ehrenamt bekleidete. Die beiden Hauptleute werden stets mit Personen aus dem Dorfkreis besetzt.

 

Jeder Beamte hat selber für seinen Nachfolger besorgt zu sein. Früher wurden in den Sennhütten auch die Aelplerwahlen ausgiebig besprochen. Die Sennhütten, wohin die Bauern mit der Brente die Milch brachten, waren ein wichtiger Treffpunkt, wo man nicht nur über das Wetter sprach, auch über die Ereignisse in der Gemeinde und wo man Bauernpolitik machte.

 

Wie bereits erwähnt, sind nicht alle Ämter gleich begehrt. So hatte man früher grosse Mühe, das Weibelamt zu besetzen. Wahrscheinlich deshalb weil damit unangenehme Aufgaben verbunden waren. Der Weibel musste den Botendienst ausführen und die Bussen einziehen. Dieses Amt wurde im Jahr 1906 abgeschafft. Wenn auch ein Mitglied der Gesellschaft für das gleiche Amt nicht ein zweites Mal gewählt werden kann (Art. 10 der Statuten), ist es gleichwohl möglich, dass die gleiche Person, sechsmal bei den "Älplern" sein kann, als Vorsteller, Fähnrich, Bannerherr, Statthalter, dann als Pfleger und schliesslich als Senior.

 

Heute besteht die Älplergesellschaft traditionell aus folgenden Ämtern

  • Pfleger

  • Statthalter

  • Hauptmann

  • Helgenvogt

  • Bannerherr

  • Fähnrich

  • Säckelmeister

  • Hirt

  • Sennenmeister

  • Brettmeister

  • Vorsteller

  • Senior

Hinweis zum Amt des Pflegers:

Die Bezeichnung "Pfleger" scheint aus der Pestzeit zu stammen. So soll damals (ca. 1650) in Buochs ein Bürger die Pestkranken gesondert zur Kirche geführt und wieder heimbegleitet haben. Als Dank durfte dieser Mann dann an der Älplerkilbi als Ehrengast am Mahle teilnehmen und wurde damit als Pfleger geehrt.

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